Wenn Bronzefiguren es satt haben
Die Narrenzunft Oberhausen unterhielt bei ihrem Zunftabend – und spießte auch den Kriminalfall um den Narrenbrunnen auf.
RHEINHAUSEN. Mit einer Mischung aus bewährten Programmpunkten, einfallsreichen neuen Ideen und bestens aufgelegten Gästen bot der Zunftabend der Narrenzunft Oberhausen kurzweilige Unterhaltung bis Mitternacht.
Vor einigen Monaten wurden in Rheinhausen die Bronzefiguren des Narrenbrunnens gestohlen. Die Zeremonienmeisterinnen Kerstin Mullan und Melanie Maurer kreierten aus
diesem Diebstahl die Idee für ihre Moderation. Demnach hatten Flekuari Mullan und Rheinwaldhexe Maurer es nach 32 Jahren einfach satt, länger auf dem Brunnen zu stehen und verließen ihren
angestammten Standort – und wie beim echten Diebstahl blieb dabei ein Hexenschuh auf dem Sockel zurück.
Schaurig schön wurde das Hexenerwachen inszeniert. Die junge Dame, der entgegen ihren Willen das Häs angelegt wurde, stieß ganz nach Drehbuch spitze Schreie aus. Beim anschließenden Hexentanz war
auch Katharina Utz mit von der Partie. Die Narrenrätin war erst vor neun Tagen Mutter geworden. Oberzunftmeister Dieter Spitz begrüßte das Publikum mit einem Gedicht. Die jüngsten im
NZO-Nachwuchs, der "Narresome", traten als "Kleini Hexe" auf. Nach einem Tanz stimmten die Kinder gemeinsam mit dem Publikum das Oberhausener Fasnetslied an.
Die NZO-Kids präsentierten sich im Schwarzlicht als "verrückte Vögel", Florian Balzer wusste erneut in seiner Rolle als Herbert Meier zu gefallen. Bei den letzten beiden Zunftabenden zoffte sich
Meier noch mit seiner Gattin Christa, gespielt von Katharina Utz. In diesem Jahr kam er solo mit einer Büttenrede als Feuerwehrmann auf die Bühne – dabei folgte Gag auf Gag.
Christine Bühler ist seit Jahren fester Bestandteil des NZO-Programms. Mit ihrer bekannten Mischung aus Büttenrede und Gesang thematisierte sie diesmal treffend die Partnersuche im Internet. Zum
Ende des ersten Programmteils sorgte die Guggemusik "Sändleschränzer" für ausgelassene Stimmung im Saal. "Einpeitscher" Jürgen Stephan machte sich erst mal daran, dass sich das Publikum erhob:
"Leute, lasst Luft an die Stühle, die setzen sonst Grünspan an", ermahnte der Trommler das Rheinhausener Publikum, das der Aufforderung gerne nachkam. Natürlich wurden die Sändleschränzer, die
einige neue Stücke mit im Gepäck hatten, nicht ohne Zugabe von der Bühne gelassen.
Der erste Programmpunkt nach der Pause ist bei den Zunftabenden der NZO traditionell dem Zunftrat und den Hästrägern vorbehalten. Hier wurde nochmals das Verschwinden der Narrenfiguren in Form
eines Kasperletheaters unter die Lupe genommen. Die Akteure stellten die Figuren dar, der Text kam vom Band. Dabei wurden bekannte Charaktere und Einrichtungen der Gemeinde trefflich parodiert.
So wurde das Café im örtlichen Supermarkt, in dem sich bevorzugt die ältere Generation trifft, kurzerhand in "Café Doppelherz" umbenannt.
Die "Taubergießendämonen", die ebenfalls in Rheinhausen ansässig sind, steuerten den Auftritt "Die schrillen Schwestern und der warme Bruder" bei. Als Nonnen verkleidet tanzten sie gekonnt zur
Musik aus dem Film "Sister Act". Die Tanzgruppe "Fasnet Feet" präsentierte den Tanz "Froschkönig". Mit der ausgefeilten Choreografie begeisterten die jungen Damen das Publikum, so dass der
Auftritt zwei Mal abgespult werden musste.
Dieter Spitz und sein Sohn Dominik schlüpften nach einem Jahr Pause wieder in die Rollen der alten Damen Hilde und Gerda. Nach einigen gelungenen Zoten griff das Duo zu Musikinstrumenten und
spielte unter tätiger Mithilfe des Publikums die "Schwarzwaldmarie". Das NZO-Ballett, das traditionell den Schlusspunkt setzen darf, verwendete beim Tanz "Casino" ausschließlich Musikstücke, die
mit Geld zu tun haben. Die Tänzerinnen überzeugten mit perfektem Styling im 20er-Jahre Stil. Zum Abschluss kamen nochmals alle Akteure zum Finale auf die Bühne. Oberzunftmeister Spitz dankte
Darstellern, Technik und Publikum. Musikalische Unterstützung kam vom Musikverein Oberhausen unter Leitung von Jürgen Stehlin sowie Alleinunterhalter Klaus Hummel. Ein Dank ging an das
Moderatorenduo Maurer und Mullan.
Quelle: Badische Zeitung vom 01. Februar 2016